Miteinander Logo
Antaios unter Beobachtung des Verfassungsschutz‘

DATUM

Am Dienstag wurde bekannt, dass der Bundesverfassungsschutz nach dem neurechten „Institut für Staatspolitik“ nun auch den angeschlossenen Verlag Antaios ins Visier nimmt. Der Verlag aus dem sachsen-anhaltischen Schnellroda ist seit vielen Jahren Stichwortgeber der extremen Rechten und Verstärker ihrer Diskurse in die Öffentlichkeit.

Das Unternehmen wurde im Jahr 2000 als Edition Antaios gegründet. Verleger war und ist Götz Kubitschek. Im Verlag erschien zunächst die Reihe „Perspektiven“, die Persönlichkeiten aus Politik und Zeitgeschichte porträtierte, um sie für das rechtsintellektuelle Milieu fruchtbar zu machen. In der Folge erweiterte Antaios sein Programm. Für das rechtsintellektuelle Milieu bedeutsam ist die Reihe „Kaplaken“, in der kurze Polemiken, Manifeste und Essays erscheinen, die in das neurechte Denken einführen und seiner Anhängerschaft politische Orientierung bieten. Ebenfalls bei Antaios erscheinen die Bücher der Vordenker der rechtsextremen „Identitären“, Martin Sellner und Martin Lichtmesz. Beide sind Stichwortgeber des aktivistischen Nachwuchses der selbsternannten Jugendbewegung. Im Verlag erschien zudem das fünfbändige „Staatspolitische Handbuch“, in dem die Herausgeber Karlheinz Weißmann und Erik Lehnert versuchten, diverse Ideen, Orte und Werke für eine Theoriebildung der Neuen Rechten zu kanonisieren.

Es gehört zum Konzept von Antaios und des „Instituts für Staatspolitik“, die eigene Tätigkeit zu artifizieren, zu ästhetisieren und mit Bedeutungskontexten aufzuladen, die sich aus der heterogenen Ideen- und Praxisgeschichte der extremen Rechten und des historischen Konservatismus bedienen. Der Verlag inszeniert sich dabei als Bewahrer der geistigen Traditionen des europäischen Rechtsextremismus im Anschluss an die sogenannte Konservative Revolution. Die Bedeutung des Verlages liegt darin, dass er seit inzwischen mehr als 20 Jahren sowohl Schlüsselwerke neurechter Theoriebildung verfügbar macht, als auch Bücher veröffentlicht, die im gesamten Spektrum der extremen Rechten bis hin zu Akteuren der AfD als Handlungsanweisung für politische Kommunikation und Strategie gelesen werden. In den zurückliegenden Jahren vermochten es die Macher von Antaios durch eine geschickte mediale Inszenierung, unter der Vielzahl rechtsextremer Verlage breite Aufmerksamkeit bis in das überregionale Feuilleton zu erzeugen.