Zehn Tage nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt ist in Magdeburg die Zeit aus den Fugen.
Während die politische und mediale Debatte um die Ursachen, Verantwortlichkeiten und Folgen der Tat begonnen hat, ringt die Stadtgesellschaft weiter um Fassung, ist das Bedürfnis nach öffentlicher Trauer unübersehbar. Der Gedenkort an der Johanneskirche ist ein Blumenmeer. Durchgängig treffen sich hier und an vielen anderen Orten in der Innenstadt Menschen. Sie legen Blumen ab und zünden Kerzen an. Es ist ein stilles Gedenken, das derzeit keine großen Gesten und Rituale braucht.
Die Demonstrationen der rechtsextremen Szene und der AfD hingegen trafen in der Magdeburger Stadtgesellschaft auf wenig Resonanz. Die pietätlose politische Instrumentalisierung des Anschlags lehnen viele Bürgerinnen und Bürger ab. Ihr Fokus liegt auf der Trauer um und dem Mitgefühl für die Opfer des 20. Dezembers.
In den kommenden Tagen und Wochen wird es darum gehen, allen vom Anschlag Betroffenen jene umfassende Hilfe, Begleitung und Unterstützung zukommen zu lassen, die sie benötigen, um weiter leben zu können.
Mit Sorge erfüllen uns zudem die derzeit grassierenden Aufrufe und Drohungen gegen Migrantinnen und Migranten (nicht nur) in Magdeburg. Wir gehen den Meldungen über rassistisch motivierte Angriffe nach und sind aufmerksam für die Stimmen aus den migrantischen Communitys und deren Nöte.
Rassismus darf keinen Platz in unserer Mitte haben, Magdeburg muss eine Stadt für alle sein.
Am Ende dieses Jahres bleiben aber auch ermutigende Zeichen: Die letzten Tage haben den Zusammenhalt und die Solidarität in Magdeburg gestärkt. Viele Menschen engagieren sich in der Begleitung Betroffener und der Sorge für Angehörige und Bekannte. Vielen Menschen bekunden gemeinsam ihre Trauer und stehen in dieser aus den Fugen geratenen Zeit einander bei.
Das lässt uns mit Hoffnung in das neue Jahr gehen. Bleiben wir aufmerksam für- und solidarisch miteinander.